Eingangshalle-1. Stock

Shikei lehnte an der Wand und starrte gedankenverloren in die Luft. Seine Gedanken kreisten chaotisch in seinem Kopf und hinterließen nichts als Verwirrung. Wieso hätte er sie ihr Blut trinken lassen? Bedeutete sie ihm langsam immer mehr? Wieso hatte sie abgelehnt und was er sich noch viel mehr fragte, Wieso hatte es ihn verletzt? Es kam ihm vor als wäre er sich selbst fremd geworden. Immer hatte er Gründe für alles was er tat doch nun schien es ihm als ob etwas in seinem Inneren für ihn sprach.

Als Sayoko aus Shikeis Zimmer getreten war, sah sie sofort nach links, um zu sehen, wo er hinging. Sie entdeckte seine schwarzen Haare am Ende des Flurs und bewegte sich erst schnell, dann immer langsamer werdend auf ihn zu. In ihr war eine starke Reue, dann widerrum die Angst, dass er vor ihr flüchtete, weil es ihn gekränkt zu haben schien, sein Blut nicht zu trinken. Unsicher trat sie an ihn heran und flüsterte: "Shikei, es tut mir leid, was... dich auch verletzt hat. Ich bin mir nur unsicher, ob... ich das einfach so frei tun sollte. Immerhin sind hier Regeln, an die wir uns halten müssen und... ich hätte Angst vor mir selbst, wenn du es freiwillig zulässt. Ich bin nicht abgeneigt, fallst du das denkst." Sie senkte den Blick, als hätte sie die Furcht, dass er gleich wortlos von ihr weggehen würde. "Ich war nur verwirrt, weil du zuerst mein Blut haben wolltest, dich dann zurückgehalten hast und nun plötzlich deinen Hals vor meinen Mund hältst. Das war paradox."

Shikeis Stimme war nur ein gequältes Flüstern bevor sie langsam lauter wurde "Nur das? Seit Heute verstehe ich mich selbst nicht mehr. Ich habe Gedanken die ich selbst nicht nachvollziehen kann, meine Gefühle scheinen ein Eigenleben entwickelt zu haben und ich weiß´nicht mehr was ich tun soll. Mein Körper dürstet nach mir komplett unbekannten Dingen und all das seit du in mir Gefühle geweckt hast die mir Angst machen." Seine verzweifelt funkelnden Augen starrten traurig an die Decke. Seit dem Tod seiner Eltern war Shikei nie in einer Situation gewesen in der er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Und es überrannten ihn unbekannte Empfindungen und schienen ihn nieder zu trampeln.

"Wenn ich dir Angst mache, dann sollte ich lieber Abstand zu dir halten", schlug Sayoko vor und umarmte sich selbst, obwohl sie eher daran dachte, alle Schuld auf sich zu projezieren. "Wenn du wolltest, dass ich von dir trinke, müssten wir erst mal vom Schulgelände herunter. Und dass deine Gefühle dich niedertrampeln... Ich wollte dich nicht durcheinander bringen. Entschuldige." Sie nahm winzige Schritte Abstand, da sie sich vorkam, dass eine vergiftende Wolke von ihr aufstieg, die Shikei jedes Mal einatmete, ohne es zu merken.

"Ich weiß nicht mehr was ich will...aber" Shi hielt inne ehe sich seine Lippen wieder bewegten "...Das einzige was mir noch mehr Angst macht als dich bei mir zu haben...ist es dich nicht bei mir zu haben" Langsam streckte er seine Hand nach ihr aus "Vielleicht muss ich mir erst einmal klar werden was ich fühle" sprach der Vampir leise.

Zögernd betrachtete Sayoko die Hand, bevor sie schließlich ihre in Shikeis legte. Dabei fragte sie unsicher: "Und wie willst du dir klar darüber werden?" Sie hielt zwar seine Finger fest und verschränkte ihre mit seinen zaghaft, doch blieb sie auf einer gewissen Distanz. Vor ihr war das Bild einer angebrochenen Vase und wenn sie sie nur anpusten würde, fiele sie gänzlich zusammen.

Langsam zog Shi Sayoko näher und verwickelte sie schließlich in eine zärtlich Umarmung "Ich weiß es nicht..." flüsterte der Schwarzhaarige ehe er sie sanft aber innig zu küssen begann.
Was fühlte er für sie? Wie fand er es heraus all diese Fragen schossen ihm durch den Kopf, doch es durchströmte jedes Mal ein wunderbares Glücksgefühl wenn sich die Lippen der Beiden trafen.

Erneut wurde Sayoko an Shikei gepresst, aber wie jedes Mal oder in anderen Situationen hätte sie sich von selbst auch noch gern an ihn gedrückt. Langsam erwiderte sie den Kuss, den sie mit ihrer Stimme begleitete. Ein kleines "Mmm..." war zu hören, nicht sonderlich laut, es klang auch einfach nur verträumt. Verliebt legte die Adelstochter ihre Hände auf Shis Schultern und spielte das Spiel ihrer gemeinsamen Zungen eifrig mit.

Langsam lößte sich Shi aus dem Kuss um ihr noch einmal einen kurzen Kuss auf ihre roten Lippen hauchen. Abgesehen davon dass seine Lippen nicht mehr auf ihren lagen, schien sich die Haltung der beiden kein bisschen zu ändern. Langsam brach Shikei das Schweigen "Ich brauch einfach ein paar Tage Bedenkzeit, ok?" flüsterte der schwarzhaarige Vampir und hoffte dass Sayoko verständnisvoll reagieren würde.

"Die sollst du gern haben", sagte Sayoko mit einem freundlichen Lächeln wanderte mit der Hand zu Shikeis Gesicht hinauf und spielte kurz mit einem seiner langen Strähnen. "Mach dir so viel klar, wie es geht, aber bringe mich nicht dazu, mir Sorgen zu machen. Sonst komme ich zu dir und küsse die Antworten aus dir heraus." Sie lächelte nochmals amüsiert, bevor sie sein Haar wieder in Ruhe ließ.

"Keine Angst" hauchte Shikei und ein kaum fühlbares Knabbern an Sayokos Ohrläppchen folgte. Langsam zog sich der Vampir aus der innigen Umarmung und verließ die Blonde um in sein Zimmer zu gehen. Eine Entscheidung stand bevor und noch wusste er nicht was er tun sollte.

look:Shikeis Zimmer