Thema: Café im Einkaufsviertel Fr Jul 22, 2011 12:53 pm
In ihrem weinroten Kleid saß Manami nun alleine auf einem Edelstahlstuhl in der Stadt in einem fast schon romantischem Café. Ihr Platz befand sich hinter einer Sitzecke, weshalb diese sie ein wenig verdeckte. Die Bedienung hatte sie zuvor abgewimmelt und momentan konzentrierte sie sich eher darauf, ihre Empathie zu unterdrücken. So viele Gefühle an einem Ort waren etwas belastend. Ihr Pony verdeckte eines ihrer Augen vollständig, sonst umschmeichelte ihr rosa gewelltes Haar ihr Gesicht und lenkte die Aufmerksamkeit auf ihr anderes Auge. Mit übereinander geschlagenen Beinen dachte sie nach, wie sie reagieren sollte, wenn Haka eintraf. Soll ich sagen, du siehst toll aus? Soll ich fragen, was er essen will? Soll ich stumm bleiben und mir über ihn den Kopf zerbrechen? Über die Schule reden? Wenn man... jemanden mag, ist das nicht leicht.
Haka rannte durch die Straßen der Stadt. Er war ein wenig übermenschlich schnell geworden, deswegen wurde er nun ein wenig langsamer. Als er sich dem Café näherte, konnte er viele Gedanken vernehmen... Auch die von Manami. Er grinste, bei dem was sie dachte und ging dann um die Ecke, sodass er in Sichtweite des Cafés kam. Er kam bei dem Café an und suchte nach dem Ort, wo Manamis Gedanken herkamen und schon stand er vor ihr. "Nabend Manami", sagte er grinsend, nahm ihre Hand und küsste diese höflich, bevor er sich auf einen Stuhl ihr gegenüber fallen ließ.
Über diese Begrüßung war Manami leicht verwundert, bevor sie ihre Hände unsicher auf ihre Schenkel legte und nach dem suchte, was sie sagen sollte. Ihre Empathie sagte ihr, dass Haka sicherer war und sich nicht so einschüchtern ließ, was alles schief gehen konnte. Komplimente? Nein, dann komme ich schleimend herüber, außerdem würde ich keine finden, ohne den Satz im Raum hängen zu lassen. Gesprächsthema... Vampire... Schüler, Kaien, Kollegen, Blumen, Essen... Verdammt, es muss doch was geben! Klamotten, Schuhe... Nein, nein, nein. Zu feminin. Es... Okay, okay. Fang einfach an. Sei spontan, beruhige dich, er reißt dir nicht den Kopf ab. "Ähm... Guten Abend", sagte sie leise.
Haka schmunzelte ein wenig bei ihren Gedanken, lächelte dann aber. "Wie geht es dir? Den Nachmittag gut rumgebracht?", fragte er unbekümmert, als eine Kellnerin an dem Tisch ankam. Er bestellte für sich einen Kaffee und ein Stück Kuchen und sah Manami dann mit leuchtenden Augen an.
"Ja, ja... Ich habe noch... meinen Unterricht für morgen fertig vorbereitet und sonst, Freizeit", antwortete sie mit einem Lächeln, wobei sie aber eher dachte, sie sähe bescheuert aus. Oh man, dieses Grinsen muss aussehen, als wolle ich sagen: Ich habe ein Elenfanten in meiner Wohnung und niemand hat es gemerkt. Ach ja, Manami. Stell dich schon in den ersten Minuten blöder an, als er in einer ganzen Stunde. Lach übertrieben, schenke ihm Mitleid, das er nicht bräuchte und rede sinnlos vor dich hin. Hals- und Beinbruch. Im Krankenhaus kannst du wenigstens schlafen. "Und... was... hast du noch gemacht?"
Haka fand, dass sie gar nicht dämlich dabei aussah und lächelte sie an. "Ich habe es ähnlich gehalten", sagte er und in diesem Moment kam sein Kaffee und sein Kuchen auch schon. Er trank einen Schluck und aß ein Stück von dem Kuchen. "Möchtest du nichts bestellen?", fragte er.
Als sie ausgeblendet hatte, dass sie doch in einem Café saß, wurde ihre sonst so rosige Haut ein wenig rötlich auf den Wangen. Ich... habe... ich... Jetzt ist der Kellner weg und ich habe nichts bestellt. "Siehst du, da hast du den Salat. Na ja, wäre schön, wenn du welchen hättest." Als Manami wieder mit ihrer inneren Stimme einen Kampf ausfechtete, sagte sie kein Wort. Was soll ich denn jetzt machen? Nicht bestellen wäre idiotisch, aber ich will den Kellner auch nicht nachhaltig heranrufen. "Du könntest Haka fragen, ob er dir etwas abgibt." Nun komm doch nicht auf solche bescheuerten Gedanken! "Du starrst ihn an und sprichst innerlich mit dir selbst. Was wäre also das bescheuerte?" Ich benehme mich bescheuert. "Ganz genau." Ich gebe es auf, ich werde niemals bei Lehrerkollegen so sein können wie bei Schülern. Dafür bin ich zu... "Bescheuert?" Genau. "Ich... habe gar nicht so viel Hunger", entwich es ihr kleinlaut, als sie sich verrückt machte und sich selbst ins Aus katapultierte.
"Achso, na dann", meinte Haka und aß noch ein Stück von seinem Kuchen. "Möchtest du denn trotzdem ein Stück?", fragte er zwinkernd und schob ein Stück auf die Gabel.
Hat er etwa an meiner Mimik abgelesen... "Quatsch, so genau geht das nicht. Hast du deine Empathie auf ihn übertragen?" Nein, das wüsste ich. Ist es... nicht denken, nicht denken. Unsicher folgte Manamis Blick auf Hakas Hand, als merkte, dass er sie quasi füttern wollte. Sie atmete seufzend aus, als könnte es gar nicht schlimmer mehr werden und beugte sich vor. Mit geöffnetem Mund und geschlossenen Augen wartete sie nun auf die Gabel.
Haka sah, dass sie die Augen schloss und nun war er mit sich selbst uneins. Bin ich mir da so sicher? Ja bin ich., dachte er sich und ohne weiter nachzudenken, küsste er Manami.
Kurz begann Manami unter dem Gedanken die Gabel im Mund zu haben, ihre Lippen zu schließen, aber als sie realisierte, dass jegliches kühle Metall oder weicher zuckriger Kuchen fehlte, öffnete sie ihre Augen. Jenes, das nicht von ihrem langen Pony bedeckt war, schaute zuerst auf die rötlichen Haare Hakas und dann auf das, was er tat. Jedoch zog sie sich nicht zurück, sie war eher überrascht und ließ ihn das tun, was er tat. Was ist nun bescheuert? "Ich weiß es nicht, vieles." Erst sagt er mir, ich soll ein Stück von seinem Kuchen essen, dann küsst er mich. "Das ist nicht bescheuert. Das ist niedlich." Ach, sei doch still.
"Das war... kein Kuchen", sagte sie mit einem Gesicht, als wäre sie total verwirrt. Innerlich grinste sie aber schon, als sie das gesagt hatte. Das ging schnell. Wie kam er auf die Idee?
Haka grinste. "Wie ich auf die Idee kam? Hmm... ich mag dich sehr und es scheint mir als würdest du das auch tun", sagte er grinsend, nichts ahnend, was er grade verraten hatte.
"Du... kannst Gedanken lesen?", entwich es Manami überrascht, als ihr Finger an ihre Lippe schnellte. Dann hat er all das gehört, was ich gedacht habe? Er hat gehört, dass ich ihn mag? Hört er das, was ich jetzt denke? "Teste es doch. Dann wirst du's sehen." Bitte nicht. "Dann teste ich: Haka, wenn du mich hörst, lass dir sagen, dass du mich verwirrst und verrückt machst." Wieso kann ein Gewissen eine eigene Stimme entwickeln? "Hey, wenn er es gehört hat, habe ich dir reichlich Arbeit abgenommen."
Ich rede nicht mit mir selbst, ich versuche nur mich zu beruhigen und das kann ich, wenn ich jemanden in mir selbst sprechen lasse. Unsicher spürte Manami erneut ihre Lippen auf Hakas, wobei ihre Augen nun nicht mehr so geweitet waren. "Wolltest du nicht einfach ein Abend im Café mit mir verbringen?", fragte sie mit schiefem Lächeln nach.
Haka wurde leicht rot im Gesicht. "Jaaa, wollte ich", er lächelte verlegen. "Aber...", er wusste nicht wie er es sagen sollte. Nun war es an ihm sich dämlich vorzukommen.
Heimlich arbeitete ihre Empathie und sie sah deutlich, dass Haka sich nun so fühlte wie sie vor wenigen Minuten. Dank der Fähigkeit fasste sie den Mut, ihren Stuhl zu nehmen, näher damit an den Rothaarigen zu rücken und die Arme auf dem Tisch abzulegen. "Wenn das für dich normal ist, was du getan hast, will ich nicht nein sagen."
Haka ergriff einer ihrer Hände. "Naja in einem gewissen Maße könnte man es als normal interpretieren", er schmunzelte und sah sie peinlich berührt an. "Aber wenn du nichts dagegen hast, dann bin ich unglaublich froh", gab er zu und ergriff auch ihre zweite Hand.
Mit einem Lächeln im Gesicht verfolgte Manami Hakas Geste und schaute ihm dann wieder ins Gesicht. "Dann sei unglaublich froh", erwiderte sie und zog eine Hand zurück, um ein aufgestochens Kuchenstück in den Mund zu nehmen. Als sie ihn wie ein neugieriges Kind ansah, die Gabel zwischen den Lippen hatte und sich fragte, wie witzig sie wohl aussah, lachte sie kurz auf. "Esch schmeckt", sprach sie mit vollem Mund.
Haka lachte. "Du siehst sehr lustig aus", beantwortete er ihre gedachte Frage. Mit seiner freien Hand wischte er ihr sehr sachte einen Krümmel von der Wange und sah ihr dabei tief in die Augen. "Ich freue mich nicht nur, ich bin seit langer Zeit mal wieder glücklich", sagte er.
Manami nahm die Gabel wieder aus dem Mund und legte diese auf den Teller, nachdem sie geschluckt hatte. "Wenn Menschen oder Vampire glücklich sind, freut mich das sehr", gestand sie. "Denn es gibt einfach zu viel Stress und Leid, wenn ich mir den Lerndruck der Schüler und all diese Geschichten der Reinblüter anhöre." Bedacht darauf, leise zu sein, senkte Manami ihre Stimme. "Aber ich kann froh sein, dass ich nicht meine Fähigkeit brauche, um zu wissen, ob du mich nicht anlügst. Dein Glück ist echt und meins auch." Ein wenig unsicher platzierte sie ihre Lippen wieder auf seine, wobei ihre eine Hand seinem Griff immer noch nicht entronnen war.
Haka konnte verstehen was sie meinte und stimmte ihr zu. "Ja, mich macht das auch glücklich", sagte er. Erneut wurde er rot, als sie sagte dass sie wusste, dass sein Glück echt ist und er erwiderte ihren Kuss. "Ich bin mit dem Gedanken hierhin gekommen eine nette Kollegin zu treffen, aber das hier ist viel besser", gab er grinsend zu.
"Dann mache ich nun das, was du ausgenutzt hast", sagte Manami, nahm sich die Gabel und steckte Haka ein oberen Teil seines Kuches zum Essen in den Mund. "So macht man das", kommentierte sie lächelnd und lehnte sich an seine Schulter.
